Log

Header logo

Log

Log

Hamburger menu icon

☰
×

Header menu

Andere

  • Annemarie Kuckuck
  • Cloud Appreciation Society
  • Dominik Johann
  • Elisabeth Rank
  • Herbert Hindringer
  • meta bene
  • Modest Mekisch
  • pew-pew
  • Sekundenbruchteile
  • Wolf Wendy

Eigenes

  • Ello
  • Twitter

Archive

  • November 2018
  • Juli 2018
  • April 2018
  • Februar 2015
  • Januar 2015
  • Dezember 2014
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • August 2011
  • Juni 2010
  • März 2009
  • Februar 2009
  • November 2008
  • September 2008
  • August 2008
  • März 2008
  • Februar 2008
  • Dezember 2007
  • März 2007
  • Januar 2007
  • Dezember 2006
  • Oktober 2006

Content

Jacke wie Hose

Post content

Ein Schneider ist dasselbe wie ein Schuster. Gilt allerdings nicht in Hamburg.

Vor 10 Jahren bin ich aus Augsburg 800 Kilometer Richtung Norden gezogen. Nach Hamburg. Hamburg ist überraschenderweise voll von Hamburgern. Und Norddeutschen. Deshalb gab es am Anfang Missverständnisse. Also, zwischen Hamburg und mir.

Wenn ich zum Beispiel erzählte, ich sei neulich von einer riesigen Schnake gestochen worden, guckten die Hamburger kurz auf, schüttelten den Kopf und irgendeiner sagte dann immer: „Aber Schnaken stechen doch überhaupt nicht.“ Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass in Hamburg mit „Schnake“ (übrigens völlig korrekt) die Insekten bezeichnet werden, die ich als „Schneider“ kenne. Für mich sind Schnaken nämlich Stechmücken. Die kleinen mit den Biegevorderbeinen, die einem nachts fies und hoch in die Ohren singen. (Im Süden wiederum gibt es dauernd Streit darüber, mit welchen Begrifflichkeiten man Schneider (norddeutsch: Schnaken) bezeichnet und mit welchen Weberknechte. Es gibt Leute, die Stein und Bein schwören, ein „Habergaukel“ wäre ein Weberknecht. Das ist natürlich Blödsinn. Ein Habergaukel ist ein Schneider. Die Verwirrung stammt wohl daher, dass Weberknechte auch Habergeiss genannt werden. Es wird noch abstruser: Schneider werden regional auch als Schuster bezeichnet. Da kennt sich doch niemand mehr aus!)

Am Anfang habe ich außerdem ganz kurz geglaubt, dass viele Kinder in Hamburg „Lütte“ heissen würden. Ich fand den Namen zwar ungewohnt, aber da ich mich nach meiner Ankunft wochenlang über die Haltestelle „Schlump“ amüsiert und über all die Büttel, Twieten, Fleete gewundert hatte, dachte ich nur: Naja, diese Hamburger, sowas gefällt ihnen, hier heißen die Kinder eben Ove, Line und Lütte. In Bayern heißen sie dagegen Quirin, Afra und Emerenz, weniger seltsam ist das auch nicht. Völliger Quatsch natürlich, „lütt“, aber das weiß außer mir eh fast jeder, heißt einfach nur „klein“. Ja mei, es war halt oft die Rede davon, ob jemand „seine Lütte“ mitbringen würde, da kann man schon mal in Verwirrung geraten.

Wenn ich einen Laden betrat, wusste ich plötzlich nicht mehr, wie ich die Verkäuferinnen und Verkäufer grüßen sollte. Ich war bis dahin für solche Gelegenheiten „Grüß Gott“ gewohnt gewesen, oder natürlich „Hallo“, je nach Laden. In Hamburg sagte aber kaum einer Hallo, die meisten sagten „Moin“, woran ich mich partout nicht gewöhnen konnte, also, als Aussprechende, als Moin-Sagende wäre ich mir vorgekommen, als würde ich lässig-und ‚ich bin schon immer hier gewesen‘-artig tun wollen. „Guten Tag“ hingegen klang für mich so ungewohnt wie für „Guten Tag“-Sager (nehme ich an) „Grüß Gott“ klingt. Ich war also dermaßen durcheinander, dass ich Läden meist mit einem leicht beschämten Lächeln (weil ich ja nicht wusste, was ich sagen sollte) betrat und dazu „Äh…“ machte. „Äääh…“. Wie so eine Bekloppte kam ich nickend, lächelnd und „Äääh…“ sagend in die Läden herein.

War ich erstmal drin, bestellte ich fälschlicherweise Brezen. Das gewöhnte ich mir allerdings sehr schnell wieder ab. Erstens, weil ich jedesmal höflich korrigiert wurde, „Ach, sie meinen eine Laugenbrezel?“ (dabei sprachen die Menschen hinterm Bäckereitresen das Wort „Laugenbrezel“ ab und zu so aus, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. „Lau-Gen-Bre-ZeL“ sagten sie dann freundlich und gedehnt) und zweitens, weil ich feststellen musste, dass da, wo Brezen „Brezel“ heißen, selbige eher nicht so gut schmecken. In der etwas herben Augsburger Mundart sagt man übrigens noch nicht mal Breze. Man sagt „Brezg“ (klingt wie „Brettsg“). „I hätt gern a Brezg“ oder auch „zwoi Brezga“. Da stand ich also und kaufte mir „Äh … eine Laugenbrezel?“. Laugenbrezeln fielen als Grundnahrungsmittel schnell aus. Bin ich heute in der Heimat zu Besuch, esse ich sie quasi ohne Pause und fast nichts anderes und kann mich deshalb nur schlecht unterhalten, weil ich unentwegt den Mund vollhabe und die Brezenstücke nur so kullern, während ich Unsinniges wie „Ein Fneider hat mich geftochen! Quatff, eine Fnake natürliff!“ in die Gegend kaue.

Inzwischen bin ich eine Borg, also nein, inzwischen erkennen nur noch wenige den Süden, solange ich im Norden weile. Sie erkennen ihn meist dann, wenn ich „Kirche“ oder „schnarchen“ sage. Da ich allerdings recht selten vom Schnarchen und von Kirchen rede, merkt kaum einer was. Außer, ich telefoniere gerade mit dem Süden. Je länger ich nämlich fern von Augsburg lebe, desto mehr mag ich seinen Dialekt, der mir im ausgehenden Teenageralter eine zeitlang eher unangenehm war. Ich mag ihn so sehr, dass ich inzwischen Videos wie dieses genießerisch Dialektworte nachsprechend angucke und hysterisch lachend allen aufdränge, die es sehen wollen oder auch nicht. Um es zuzugeben: Eigentlich habe ich diesen Text nur geschrieben, um endlich mal wieder das Video verlinken zu können.

Post footer

Post date

2. Februar 2015

Post author

by Judith

Post edit link

Post navigation

  • Typologie der Fahrradfahrer
  • Hello again

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Sidebar

Footer

Search form

  • Startseite
  • Datenschutzerklärung

Cookies

Diese Seite bäckt kleine Kekse. Mehr erfahren.