Den ZIEGEL, man schreibt ihn tatsächlich so, ZIEGEL, genauer gesagt, das Hamburger Jahrbuch für Literatur, welches alle zwei Jahre erscheint, kenne ich erst seit 2010. Er heißt so, weil er früher tatsächlich das Format eines einzelnen Ziegelsteins hatte.
Selbst wenn ich früher vom ZIEGEL (ich stelle mir das immer gebrüllt vor: ZIEGEL!) gewusst hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht draufgekommen, wie toll er ist. Ich hätte nur gesehen, dass er riesig ist und dick und für die riesige Dickheit ziemlich günstig. In der aktuellen Ausgabe bin ich zum ersten Mal selbst mit ein paar Gedichten vertreten und lege sie euch hiermit (also die Ausgabe, nicht die Gedichte, keinesfalls die Gedichte!), ans Herz.
Jetzt nicht wegen meiner Texte, sondern wegen meiner Begeisterung. Er ist nämlich schön, der ZIEGEL, es sind wunderbare Kurzgeschichten und Romanauszüge drin, gute Illustrationen, Ideen und Bilder. Benjamin Maack ist beispielsweise drin, Farhad Showghi, Hendrik Rost, Katrin Seddig und Karen Köhler, die gerade Raketen angelnd bekannt geworden ist. Ein feiner Text über jemanden, der spontan anfängt, Fahrgäste zu kontrollieren und nicht mehr damit aufhören kann, ist drin („Eine höhere Ordnung“, Friederike Gräff), ein ebenso feiner Text über einen mäandernden Supermarkteinkäufer, der sich auf einen seltsamen Abend vorbereitet, ist drin („Mutter steht kurz vor dem Kollaps, Vater liegt im Sterben“, Herbert Hindringer), außerdem Bilder von Anke Feuchtenberger und Anne Vagt und sehr viel mehr, das ich nicht alles aufzählen kann.
ZIEGEL, Hamburger Jahrbuch für Literatur 2014/15, 700 Seiten, € 14,80